Mildenberger Pferde-Ausbildung


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Die Arbeit vom Boden

Die Arbeit vom Boden aus kann in unterschiedlichster Weise durchgeführt werden. Grundsätzlich kann man zwischen "Bodenarbeit" und "Handarbeit" unterscheiden. Kennzeichnend für die Bodenarbeit ist, dass der Ausbilder nicht mit der Hand am Gebiss einwirkt.

Die Ausbildung eines jungen Pferdes beginnt bei uns grundsätzlich mit der Bodenarbeit, welche als Hauptbestandteil bis zu einem Jahr lang angewendet wird.

Gerade für junge Pferde hat sie den Vorteil, dass sie sich langsam an die Gegebenheiten, die ja zusätzlich auf sie einwirken, gewöhnen können. Das Pferd wird allmählich körperlich gestärkt und mental gefestigt. Durch kurze Trainingseinheiten von anfangs ca. 20 Minuten vermeide ich eine Überforderung.

Durch Bodenarbeit werden wichtige Grundlagen geschaffen und gefestigt, die unter dem Sattel unerlässlich sind. Hierdurch erarbeite ich Schritt für Schritt die Basis, die für das Reiten vorhanden sein muss. Der Ausbilder sieht dabei das Pferd und seine Bewegungen und kann gezielt darauf einwirken. Dies ist einfacher als das Erfühlen auf dem Pferderücken. Ausserdem wird die Kommunikation mit dem Pferd gefestigt, was in der "klassisch-akademischen" Ausbildung eine Schlüsselkomponete darstellt.

Caveçon

Wie zu sehen ist, verwende ich ein Caveçon, was mit einem Kappzaum vergleichbar ist, allerdings wesentlich feiner in der Verarbeitung und damit für das Pferd sehr angenehm zu tragen ist. Der Nasenriemen ist quasi eine mit Leder gepolsterte Fahrradkette, die sich an die Nasenform des Pferdes anschmiegt. Damit wird gewährleistet, dass bei Einwirkung über den Ring greift, ohne dass der Nasenriemen über die Nase gezogen wird. Ich werwende zusätzlich ein Fellschoner als zusätzliche Polsterung des Nasenriemens.

Wie im nebenstehenden Bild sichtbar, ist zwar ein Gebiss eingeschnallt, die Einwirkung geschieht aber ausschliesslich über die Ringe am Caveçon (Kappzaum). Dies mache ich, um das junge Pferd allmählich an das Gebiss im Maul zu gewöhnen. Eine Einwirkung kommt aber im früheren Stadium der Ausbildung nicht in Frage. Zu Beginn der Ausbildung mit dem Caveçon lasse ich das Gebiss weg.


Schulterherein

Das Schulterherein ist nach Guérinière die erste und die letzte Schule. Erst ein vollständig ausgebildetes Pferd kann ein korrektes Schulterherein ausführen. Dabei nimmt das Pferd vermehrt Gewicht auf das innere Hinterbein, welches dabei unter den Schwerpunkt tritt. Die äussere Schulter wird frei und kann ungehindert nach vorne greifen. Das Ganze wird durch die Längsbiegung des Pferdes unterstützt.

Trotz dieser anspruchsvollen Voraussetzungen, die vorhanden sein müssen, um ein Schulterherein korrekt ausführen zu können, kann damit bereits in frühem Stadium der Ausbildung begonnen werden. Im weiteren Verlauf stellt es einen Prüfstein des aktuellen Ausbildungsstandes dar.




Schulterherein von hinten

Der Ausbilder befindet sich in vorderer Führposition mit einer Armlänge Abstand zum Pferd leicht seitlich im Bahninneren. Die Führhand am mittleren Ring des Caveçons leitet die Stellung und Halsbiegung ein. Dabei führt er das Pferd mit der Vorhand auf den zweiten Hufschlag. es reich, wenn bereits der innere Vorderfuss auf dem zweiten Hufschlag läuft.

Mit der Gerte zeigt er auf die Schenkellage oder gegebenenfalls auf das Sprunggelenk des Pferdes, um es zu veranlassen, mit dem inneren Hinterbein mehr (seitlich) unter den Körper zu treten. Ein Übertreten des inneren Hinterbeins ist zwar im Sinne Guérinières, weil es die Geschmeidigkeit fördert. Allerdings tritt das Pferd dann am Schwerpunkt vorbei, was einer vermehrten Lastaufnahme entgegenwirkt.


Kruppeherein

Beim Kruppeherein ist das Pferd in Längsrichtung gebogen. Dies wird eingeleitet durch Abfragen der Stellung im Genick, Biegen des Halses und nach-vorne-bringen der inneren Hüfte. Durch Gertenhilfe auf die Aussenseite der Kruppe wird das Pferd veranlasst mit dem äusseren Hinterbein unter den Schwerpunkt zu treten. Durch vermehrte Längsbiegung verlässt die Hinterhand schliesslich den ersten Hufschlag. Die Schule wird dann zum Travers.








Kruppeherein von vorne

Die Position des Ausbilders ist dabei direkt vor dem Pferd, um ihm zu suggerieren, dass es Platz hat die Hinterhand hereinnehmen zu können. Diese Schule ist für viele Pferde anfangs schwierig zu verstehen, aber nach kurzer Zeit ist sie für die Pferde leichter auszuführen als ein korreketes Schulterherein.

Wie immer bauen Schulen (Übungen) aufeinander auf. Wenn das Pferd das Kruppeherein an der Bande ordentlich macht, kann daraus auf der Diagonalen die Traversale entwickelt werden.





Traversale aus der Ecke

Das nebenstehende Bild zeigt eine Traversale zurück zum Hufschlag. Über das Abfragen der Stellung und Einleiten einer leichten Halsbiegung wird diese Schule vorbereitet. Durch das Zeigen der Gerte über die Kruppe des Pferdes wird das Pferd veranlasst die Hinterhand nach innen zu bringen und mit dem äusseren Hinterbein unter den Schwerpunkt oder seitlich überzutreten.

Ein starkes Übertreten (Schränken) der Vorhand wie auf dem Bild zu sehen, ist gemäss Guérinière sicher zulässig und gewollt, muss in der Anfangsphase aber nicht angestrebt werden.




Traversale aus der Ecke

Hier die Traversale in einer anderen Schrittphase. Hier kann man deutlich sehen, wie das Pferd mit dem äusseren Hinterbein unter den Schwerpunkt greift.

Die Führposition des Ausbilders ist vor dem Pferd, idealerweise mit einer Armlänge Abstand. Die Führhand greift vor dem Mittelring die Lederschlaufe, welche mit einigen Sollbruchstellen versehen die Führleine mit dem Ring am Caveçon verbindet.

Die Gertenhand hält gleichzeitig auch die Schlaufen der Leine. Die Leine ist idealerweise eine verkürzte Longe. Eine handelsübliche Longe ist durch ihre Länge unhandlich.



Renvers von hinten

Hier demonstriert einer meiner Schüler mit meiner sechs-jährigen Stute "Call Me Magic" das Renvers an der Bande entlang. Obwohl er das Pferd an diesem Tag zum ersten Mal gearbeitet hat, versteht Magic seine Hilfen auf Anhieb. Das ist übrigens ein Kennzeichen der "Akademischen Ausbildungsmethode": Der Ausbilder kommuniziert und das Pferd "versteht" die Hilfe. Es erinnert nicht eine geforderte Lektion. Beim Renvers tritt der Ausbilder vor dem Pferd auf dem zweiten Hufschlag rückwärts und zeigt dem Pferd über die Gertenhaltung, dass es mit der Hinterhand "herein", in diesem Fall auf den ersten Hufschlag kommen soll. Über die Einwirkung über den mittleren Ring am Caveçon wird Stellung und Biegung eingeleitet. Das Pferd kommt mit der inneren Hüfte nach vorne und tritt mit dem äusseren Hinterbein unter den Schwerpunkt.


Ansatz der Levade

Für Galiberto, welcher im 30-jährigen Krieg gekämpft hat, war die Erhebung eine der ersten Schulen, die er einem Pferd beigebracht hat. Die Levade ist für mich ein wichtiger Meilenstein in der Ausbildung des Pferdes. Sobald das Pferd in der Lage ist, sein Gewicht vermehrt auf die Hinterhand zu bringen, z.B. durch Piaffe oder Schulhalt, lasse ich die Schule zu.








Schulhalt

Der Schulhalt ist eine "vergessene" Schule. Er wurde durch die "Akademische Reitweise" wiederbelebt. Dabei verlagert das Pferd sein Gewicht im Stand vermehrt auf die Hinterhand. Dadurch wird die Vorhand immer "leichter". Durch die abgefragte Stellung wird das Pferd dazu veranlasst sein Gewicht auf das äussere Vorderbein zu verlagern. Das innere Vorderbein verlässt bei vermehrter Gewichtsaufnahme der Hinterhand den Boden. Werden die Hanken weiter gebäugt, löst sich schliesslich auch das äussere Vorderbein den Boden, und geht in die Levade über.


Email: ausbildung@mildenberger-pferde.ch